Das Kammerorchester Lyra Wien (kurz KLW) wurde 1989 von Prof. Adolf Winkler (*10. 4. 1938 – +26. 11. 2014) als Franz Schmidt Kammerorchester gegründet. Es ging aus der Franz-Schmidt-Musikschule Perchtoldsdorf hervor, deren langjähriger Direktor Prof. Winkler war. Nach anfänglichen Konzerten in Perchtoldsdorf folgten Tourneen nach Tschechien, Frankreich, Berlin, Schweden und Ägypten. Zu den regelmäßigen Konzerten in Perchtoldsdorf gehörten das Neujahrskonzert sowie Konzerte anlässlich der Franz Schmidt Tage.

Im Jahr 2008 wurde mit der Konzertreihe Musik im Recht im Wiener Justizpalast eine regelmäßige Auftrittsmöglichkeit für junge SolistInnen mit Orchester geschaffen.

Mit dem Ausscheiden von Prof. Winkler Ende 2009 übersiedelte das Orchester nach Wien, neuer Dirigent wurde Nicolas Radulescu. 2023 erfolgte dann die Umbenennung des Orchesters in Kammerorchester Lyra Wien. Die Lyra als Instrument des Apoll verkörpert wie kein anderes die Idee der Musik und die Harmonie, die uns nicht nur musikalisch, sondern auch menschlich ein großes Anliegen ist. Dies sollte auch im Namen reflektiert werden.

Seit seiner Gründung verschreibt sich das Kammerorchester hauptsächlich der Förderung hochbegabter Talente. Dies sowohl durch Integration in das Orchester als auch durch Begleitung bei den oft ersten Auftritten als SolistInnen mit Orchester. In diesem Anliegen ist das Kammerorchester Lyra Wien einzigartig in Österreich.

In diesem Sinne unterhält das FSKO Kooperationen mit u. a. dem Talent Lab der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (mdw), der Johann Sebastian Bach Musikschule und nicht zuletzt seinem Hauptsponsor, der Schweizer Stiftung Lyra.

Unter den internationalen SolistInnen, die bisher mit dem KLW zusammenarbeiteten, finden sich unter vielen anderen z. B. Konzertmeister Rainer Honeck und Soloklarinettist Ernst Ottensamer von den Wiener Philharmonikern, der Soloflötist der Wiener Symphoniker Robert Wolf, Quirine Viersen (Violoncello), Linda Watson (Sopran) sowie aufstrebende junge KünstlerInnen wie Agnes Wolf (Klavier), Alina Pinchas (Violine, heute Wiener Philharmoniker), Daniela Preimesberger (Violine), Eva Semeleder (Violine), Lili Holecek (Violine), Janka Illesova (Violine), Ladislav Fancovic (Klavier), Philipp Preimesberger (Violoncello) und Daniel Ottensamer (Klarinette).


Orchester

Das KLW besteht aus BerufsmusikerInnen, MusikpädagogInnen sowie Studierenden in fortgeschrittenem Studienabschnitt.


Kleiner Nachtrag zu unserem früheren Namen

Es soll an dieser Stelle nicht verschwiegen werden, dass der Namensgeber des Orchesters, der unbestritten große österreichische Komponist Franz Schmidt (1874 – 1939), einer der letzten Hauptvertreter der musikalischen Spätromantik („Das Buch mit Sieben Siegeln“, Sinfonien, Opern), eine historisch zwiespältige Figur ist. In seinen letzten Lebensjahren wurde er von den Nationalsozialisten hofiert und vereinnahmt, distanzierte sich aber nicht explizit und stimmte 1938 für den „Anschluss“.

Knapp vor seinem Tod arbeitete er dann sogar selbst an einer unerträglichen Huldigungskantate für die neuen Machthaber und den „Führer“ („Deutsche Auferstehung. Ein festliches Lied“), die nach Schmidts Tod fertig orchestriert und aufgeführt wurde. Details dazu finden Sie auf Wikipedia z. B. hier, hier – und besonders auch im Straßennamenbericht der Stadt Wien, S. 157f.

Wir behielten unseren ausschließlich aus unserer eigenen Geschichte als Orchester der Franz-Schmidt-Musikschule Perchtoldsdorf resultierenden Namen lange bei und würdigten damit, ohne je damit die problematische Seite dieser historischen Persönlichkeit leugnen oder rechtfertigen zu wollen, Franz Schmidts unumstrittene Leistungen besonders als Pädagoge und Förderer musikalischer Jugend.

Nach wie vor achten wir die Aufführung seiner monumentalen und wichtigen Werke (wenngleich Schmidt nichts für Kammerorchester geschrieben hat), sind jedoch zur Überzeugung gelangt, dass es auch aus Respekt vor den Opfern des Nationalsozialismus nicht angeht, per Namenswahl einer Persönlichkeit mit einer zwar nicht schwarzen, aber ebensowenig blütenweißen Weste ein leicht misszuverstehendes Denkmal zu setzen, mit oder ohne eine „Zusatztafel“ wie diese Zeilen.